Ärgere dich richtig!6 min read

Ärger muss man niemandem erklären, denn jeder von uns weiß, wie sich Ärger anfühlt. Aber wie gehst du intelligent damit um? Wie schaffst du es, dass dein Ärger nicht zu Tobsuchtsanfällen führt, sondern für dich arbeitet? Wie könnte dir dein Ärger womöglich sogar nützlich sein? Viele denken ja, dass es gut sei, einfach mal Dampf abzulassen. Aber so ist es nicht!

Wie sich Ärger anfühlt, muss man niemandem erklären. Wir finden ja im Grunde auch alle jeden Tag einen triftigen Grund, um uns tüchtig aufzuregen. Dafür braucht man tatsächlich nur die Nachrichten zu verfolgen. Da findet man dann so massive Beispiele für menschliche Dummheit und Grausamkeit, dass es sich oft kaum ertragen lässt. Und dann kommen natürlich die vielen banalen Anlässe des Alltags dazu: Da drängelt sich jemand in der Warteschlange vor, der Nachbar weckt dich schon frühmorgens mit wildem Hupen aus purer Ungeduld, weil er nicht so lange warten mag, bis seine Frau endlich aus dem Haus kommt und ins Auto steigt. Ich muss das jetzt nicht weiter ausführen, du hast bestimmt genug eigene Beispiele für die täglichen Ärgernisse. 

Banalitäten können den Alltag vergiften

Was die Evolution mit Ärger bezweckt

Wenn die Evolution uns über Jahrtausende mit der Fähigkeit ausstattet, Ärgergefühle zu entwickeln, dann hat das mit Sicherheit einen Sinn. Die Evolution verfolgt nur ein einziges Ziel. Nämlich das Überleben der Art. Folglich muss dein Ärger irgendeinen Nutzen für dich und dein Überleben haben. Aber welchen bloß? Tatsächlich ist Ärger ja ziemlich ungesund. Wenn du dich oft und heftig ärgerst, belastest du damit beispielsweise dein Herz-Kreislauf-System. Dein Blutdruck steigt, du hast jede Menge Stresshormone im Körper, die Muskulatur ist angespannt usw. Das kann nicht gut für dich sein. Ganz besonders dann nicht, wenn es oft passiert und womöglich lange dauert. Ärger ist ungesund. Aber wozu dient er dann?

Der Signalcharakter des Ärgers

Wie andere Gefühle auch hat Ärger die Funktion eines Signals. Er zeigt dir etwas an. Er weist dich darauf hin, dass da gerade etwas passiert, was nicht in deinem Interesse ist. Vielleicht hat jemand eine Grenze überschritten, vielleicht kommt es gerade zu einer Ungerechtigkeit, bei der du den Kürzeren ziehst, vielleicht werden deine Bedürfnisse ignoriert usw. Wenn du dann spontan wütend wirst, darfst du dir gratulieren. Du hast offensichtlich registriert, dass da etwas im Gange ist, das ganz und gar nicht in deinem Interesse liegen kann. Das Geschehen bleibt nicht unbemerkt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich kenne Menschen, denen der Ärger abtrainiert wurde, die gar nicht mehr spüren können, wenn sich Dinge zu ihren Ungunsten entwickeln. Und genau so, solltest du deinen Ärger auch verstehe und nutzen: Als ein Signal, ein wichtiger Hinweis, der dir hilft, deinen Interessen Geltung zu verschaffen. Damit du nicht untergebuttert wirst. 

Ärger ist nur ein Signal!

So gehst du am besten mit deinem Ärger um

Schritt 1

Es ist also wichtig, dass du aufkommenden Ärger gleich registrierst. Was du jetzt nicht tun darfst: Du darfst den Ärger nicht unterdrücken und du darfst ihm auf keinen Fall unkontrolliert nachgeben. Im ersten Fall würdest du dich um die Möglichkeit bringen, deinen Interessen Geltung zu verschaffen. Wenn du dir deinen Ärger verbietest, bist du nicht in der Lage, deine Interessen mit Nachdruck zu vertreten. Dann machen die anderen mit dir, was sie wollen. Im zweiten Fall würdest du mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas Unkluges tun, das die Situation womöglich noch verkompliziert. Vielleicht rutscht dir im Ärger etwas heraus, das du anschließend bereust. Oder du tobst so herum, dass alle befremdet sind und dich nicht recht ernst nehmen können. Vielleicht lässt du dich sogar zu aggressiven und gewalttätigen Handlungen hinreißen. Das wäre natürlich alles andere als zielführend. 

Schritt 2

Was machst du aber dann am besten mit deinem Ärger? Wichtig ist, dass du dahinterkommst, warum du dich gerade in dieser Situation so aufregst. Was ist los? Was steckt dahinter? Will dich jemand übergehen? Versagt dir jemand den Respekt? Nimmt dir jemand gerade etwas weg, einen Gegenstand vielleicht oder eine Handlungsalternative? Usw. Du musst verstanden haben, was los ist, damit der Ärger für dich arbeiten kann. Erst, wenn du kapiert hast, warum du dich gerade so aufregst, bist du in der Lage zielführend etwas für dich zu tun und dich zu schützen.

Schritt 3

Und dieses Wörtchen „zielführend“ ist von entscheidender Bedeutung. Letzten Endes kommt es darauf an, dass du deine Interessen vertrittst und für deine Bedürfnisbefriedigung sorgst. Darum wirst du im dritten Schritt idealerweise etwas TUN. Du kommst ins Handeln. Dabei geht es ausschließlich um dich und genau deswegen muss deine Wut immer FÜR dich arbeiten, niemals GEGEN den anderen. Also hat es keinen Sinn, einen Tobsuchtsanfall zu bekommen, sondern du musst gut überlegen, wie du deine Interessen am geschicktesten wahrst. Du schaltest also mal besser gleich deinen Verstand ein. Wie musst du vorgehen, damit deine Bedürfnisse Berücksichtigung finden? Was kannst du jetzt unternehmen, was ist jetzt nützlich, um deine Interessen zu wahren. DARAUF solltest du dich konzentrieren und nicht auf den Ärger.

Die Herausforderung

Es ist zugegebenermaßen nicht immer einfach, alle drei Schritte konsequent und konzentriert zu durchlaufen. Denn manchmal sind wir so wütend, dass wir erst einmal nicht klar denken und auch nicht die nötige Disziplin aufbringen können. In einem solchen Fall ist es sicher klug, erst einmal nichts zu sagen und zu tun und sich die Zeit zu geben, die nötig ist, um wieder runterzukommen.

Du kannst deine Wut auch bewusst zügeln, indem du zum Beispiel deine zornauslösenden Gedanken in Frage stellst. Oder du gehst aus der Situation raus und wartest das Ende des Wutanfalls in einer neutralen Umgebung ab. Oder aber du betätigst dich körperlich, du strengst dich an, denn so werden die zornauslösenden Botenstoffe leichter abgebaut. Alles ist besser, als dich gedankenlos deinem Zorn zu überlassen!

Wenn du aus irgendeinem Grund wütend bist und nicht recht weißt, wie du dir helfen kannst, kannst du natürlich auch ein hilfreiches Gespräch mit mir führen. Das Kennenlerngespräch kostet dich nichts. Du brauchst dafür nur auf das Bild unterhalb dieses Textes zu klicken und dir einen Termin auszusuchen, der dir passt.

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