Das besondere Glück5 min read

Erinnerst du dich noch an deinen ersten Schultag? Vermutlich gab es eine große Schultüte mit vielerlei Köstlichkeiten und du warst für diesen Tag herausgeputzt. Die Einschulung ist meist eine feierliche Angelegenheit. Ich weiß noch genau, wie stolz ich war, nun in die Schule gehen zu dürfen und wie ungeheuer motiviert ich mich fühlte.

Aber das hat sich bei mir ganz schnell geändert. Es dauerte nur wenige Wochen, bis die Freude am Lernen der Angst gewichen ist. Ich habe ganz schnell begriffen, dass es darauf ankam, bloß keine Fehler zu machen und möglichst besser zu sein als die anderen. Meine Mutter war ehrgeizig und sehr frustriert, wenn ich Fehler im Diktat und im Rechnen gemacht hatte. Und plötzlich ging es ständig um die Frage: Schaffe ich das? Leiste ich genug?

Leistungsansprüche wichtiger als Spaß am Lernen

Unsere Lehrerin verteilte Fleißkärtchen für gute Leistungen und die Schüler wetteiferten, wer die meisten Fleißkärtchen einsammeln konnte. So wurde die Konkurrenz unter den Schülern angeheizt und die Lerninhalte selbst rückten bei all dem in den Hintergrund.

Später dann, auf dem Gymnasium, hatte ich längst die Freude am Lernen verloren. Wir Schüler waren nichts weiter als Gefäße, in die mit viel Druck Wissen hineingestopft wurde. Der Sinn des Lernens hat sich uns dabei nicht immer erschlossen und wir hatten natürlich auch keinerlei Mitspracherecht bezüglich des Lernstoffs. Wir wurden an unseren Interessen und Fragen vorbei unterrichtet.

Schule beantwortet lauter Fragen, die keiner gestellt hat

So ist mir persönlich die Freude am Lernen systematisch und dauerhaft verleidet worden. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich begriffen habe, welch ungeheures Glückspotenzial im Lernen steckt. Heute bin ich regelrecht süchtig nach neuem Input. Ich fühle mich an manchen Tagen wie ein kleines Kind, das sich staunend die Welt erschließt. Es gibt so unendlich viel Schönes und Spannendes, Nützliches und Wissenswertes zu erkunden!

Lernen ohne Zwang macht glücklich!

Dass wir das Lernen genießen, ist eigentlich unsere Natur. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass Erkenntnis mit Lustgefühlen einhergeht. Das macht natürlich Sinn.

Denn die Evolution kennt ja nur ein Ziel, nämlich das Überleben der Art. Und es leuchtet ein, dass Individuen, die mehr wissen und Zusammenhänge besser durchschauen, auch bessere Überlebenschancen haben. Deshalb fühlen wir uns glücklich, wenn es zum Aha-Erlebnis kommt und wir heute etwas lernen, das wir gestern noch nicht beherrscht oder erkannt haben.

Ich finde es schon bemerkenswert, wie unser Bildungssystem es schafft, diesen naturgegebenen Mechanismus auszuhebeln. Aber in unseren Genen ist tatsächlich eine Verknüpfung von Glück und Lernen angelegt.

Lernen, um Glück zu erleben

Und inzwischen nutze ich diese Verknüpfung ganz bewusst für mein tägliches Glück. Es ist einfach herrlich, immer wieder etwas Neues zu lernen. Manchmal kann ich es gar nicht erwarten, mich an meinen Computer zu setzen, um mir eine neue Videolektion anzuschauen.

Es ist heute leichter als je zuvor, sich zu bilden. Ich selbst nutze beispielsweise gern die Lernplattform Udemy. Dabei spielt es für das Glücksempfinden keine Rolle, in welchem Bereich du das tust.

Besonders glücklich wirst du dich fühlen, wenn du etwas lernst, vor dem du bislang aus irgendeinem Grund Angst hattest. Für mich als Frau war das beispielsweise die Technik. Aber ich habe mich der Herausforderung einfach mal gestellt, und dabei gemerkt, dass auch technische Zusammenhänge durchschaubar sind und sich handhaben lassen. Ich nenne das für mich „Schätze heben“, wenn ich erkenne, dass ich viel mehr kann, als ich bislang dachte. 

Es spielt bei all dem – wie gesagt – keine Rolle, womit du dich beschäftigst. Hauptsache, du lernst etwas Neues. Ob du nun eine neue Sprache lernst, um im Urlaub besser zurecht zu kommen oder irgendetwas anderes, was dich schon immer gereizt hat – oder ob du dich aus beruflichen Gründen mit neuen Inhalten auseinandersetzen musst – lass dich einfach darauf ein, sei neugierig und du wirst merken, dass der Effekt des Lustgewinns bald spürbar wird.

Und natürlich hat all das auch praktischen Nutzen, denn je mehr du kannst und weißt, desto besser wirst du dich in der Welt zurechtfinden, desto mehr Probleme kannst du lösen, desto selbstsicherer und stolzer kannst du dich fühlen.

Manches lerne ich auch einfach nur aus Spaß an der Freud, wie man so sagt. Ich will in meinem Leben noch zwei Dinge lernen, an denen ich bislang immer wieder gescheitert bin: Macarons backen und durch die Finger pfeifen. Das zu lernen ist mir leider noch nicht gelungen. Aber vielleicht hast du ja einen Tipp für mich, das würde mich freuen.

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