Jeder Hund ist eine Persönlichkeit - völlig klar. Connor ist nun mein vierter Hund aus dem Tierschutz - ich bin also einiges gewohnt. Aber er zeigt Verhaltensweisen, die ich von meinen anderen Hunden nicht kenne. Darum möchte ich mir rechtzeitig Unterstützung holen, bevor ich womöglich gravierende Fehler mache.

Connor ist vor zwei Wochen aus Rumänien zu uns gekommen. Was mir sofort aufgefallen ist: Er war natürlich angespannt, als man ihn mir übergeben und in mein Auto auf den Rücksitz gesetzt hat. Aber er wirkte kein bisschen schüchtern oder ängstlich. Schon nach wenigen Kilometern tauchte plötzlich sein Kopf neben meinem auf und er sah genau wie ich - die Fahrerin - auf die Straße vor mir. So sind wir Kopf an Kopf nach Hause gefahren.

Die bemerkenswerte Angstfreiheit zeigte sich auch zwei Tage später, als ich mit ihm zu einem gründlichen Check bei der Tierärztin ging. Die Blutabnahme war überhaupt kein Problem. Auf die Waage steigen - kein Problem. Connor war gelassen und zeigte sich kooperativ.

In derselben Woche habe ich damit begonnen, ihm abends die Zähne zu putzen, weil er zur Zahnsteinbildung neigt. Bei meiner Golden Retriever Hündin und auch bei den anderen Hunden aus dem Tierschutz erforderte Zähneputzen immer Training und ein bisschen Geduld. Connor hat das auf Anhieb geschafft. Er lässt sich nun jeden Abend problemlos die Zähne putzen.

Es scheint, dass er es liebt zu arbeiten. "Sitz" hat er blitzschnell gelernt. Allerdings ist er nicht wild auf Leckerchen, was das Training nicht ganz einfach macht. Leckerchen-Suchspiele interessieren ihn nicht sonderlich. Da muss ich dann schon mal mindestens ein Stück gekochtes Hühnchen anbieten.

Zudem ist er sehr eigenständig. Er will z.B. selbst bestimmen, wann wir schlafengehen und wo er schläft. Ich habe nachts immer alle meine Hunde bei mir im Schlafzimmer, aber Connor hat sich mehrere Abende geweigert, mit ins Schlafzimmer zu kommen. Mein Eindruck war: Er probiert aus, wie weit er gehen kann. Auch in anderen Situationen hatte ich schon diesen Eindruck, dass er mich testet.

Wenn ich entschlossen genug auftrete, unterwirft er sich meistens. Aber wir hatten tatsächlich auch schon hin und wieder mal ein körperliches Gerangel. Ich wollte z.B. alleine in den Windfang gehen, um dem Postboten die Haustür zu öffnen, aber Connor war entschlossen, mitzukommen und hat mit aller Kraft versucht, sich durch die Windfangtür zu zwängen, die ich hinter mir schließen wollte. Da der Postbote vor der Hautüre wartete, stand ich unter Zeitdruck und konnte mich tatsächlich gegen Connor nur mit körperlicher Gewalt durchsetzen.

Wenn ich mit Ihm in den Garten gehe (der eigentlich mit Zäunen gesichert ist), muss ich Connor an der Leine halten. Er sucht zielsicher nach Fluchtmöglichkeiten und ich fürchte: Er findet auch welche. Ich muss jetzt das Feuerholz anderswo schichten, weil er sofort auf die Idee gekommen ist, darauf zu klettern, um von dort evtl. über den hohen Zaun zu springen. Kein andere meiner Hunde war je so wild darauf, aus dem Garten zu flüchten und keiner war dabei so clever.

 

 

Spaziergänge

Connor ist gerne draußen. Dabei zieht er (natürlich!) an der Leine. Er hat ja nie gelernt, sich führen zu lassen. Wir schaffen es jetzt, einigermaßen gesittet durch die Siedlung zu gehen. Und ich habe ihm auch abgewöhnt, überall wie wild zu markieren. Auf dem Feld lasse ich ihm die Leine aber länger, damit er schnüffeln kann. Und dort darf er auch häufiger markieren. Auffällig ist, dass Connor wie wild nach Spuren sucht. Er sieht kaum je zu mir hin. Die Leine ist meist gespannt. Allerdings zerrt er mich nicht durch die Gegend.

Sozialverhalten

Es fällt auf, dass Connor extrem viel schmusen will. Er lässt sich hingebungsvoll streicheln und kraulen und scheint nie genug zu bekommen.

Den anderen Hunden im Haus gegenüber verhält er sich merkwürdig: Er scheint sie "hüten" zu wollen, verfolgt sie manchmal, schneidet ihnen den Weg ab (hat er anfangs bei meinem Mann und mir auch gemacht und tut es jetzt noch hin und wieder), drängt sich an sie.

Er ist aber friedlich und wurde von unserer winzigen rumänischen Straßenhündin, die nur einen Bruchteil seiner Größe hat, schon häufiger knurrend zurechtgewiesen. Sie ist ihm sogar an die Gurgel gesprungen. Connor quittiert das, indem er den Kopf zur Seite wendet.

Er hat sich gegenüber den Nachbarshunden, mit deren Besitzern wir in Kontakt sind, von Beginn an neugierig und freundlich gezeigt.

Wenn wir aber bei Spaziergängen anderen Hunden begegnen, kann es sein, dass er knurrt und bellt. Wobei ich den Eindruck habe, dass er dabei nicht verbissen agiert, d.h. er setzt nicht alle Energie in sein aggressives Auftreten.

typische Bedrängungssituation

Pflegeverhalten bei unserer alten Hündin

Hundebegegnung mit Nachbarhund 1

Hundebegegnung mit Nachbarhund 2

Connor hilft beim Altpapier, nachdem er beobachtet hat, wie ich selbst Karton zerkleinere